Landspekulation, Zersiedelung und die Interessen der Industrie treiben das Wachstum von Houston an. Die sich dadurch wandelnden städtischen Typologien stellen die bald drittgrößte Stadt der USA vor neue Herausforderungen. Im Projekt „Houston: Genetic City“ entwickelten Studierende der University of Houston, Gerald D. Hines College of Architecture and Design und die Fakultätsmitglieder Peter Zweig, Matt Johnson und Jason Logan in Zusammenarbeit mit Pritzker-Preisträger Thom Mayne von Morphosis urbane Szenarien, die auf verschiedene Phänomene reagieren.

Keine Stadt ist ethnisch so vielfältig wie der texanische
Industriestandort. Als Collage mit vielen Zentren, miteinander verbunden
durch Schnellstraßen, wird die flächenmäßig größte Siedlungseinheit der
USA zunehmend mit komplexen ökologischen und gesellschaftlichen
Herausforderungen konfrontiert. Auf den Landreserven im Großraum Houston
breiten sich die Siedlungen ungeplant aus. Es entstehen Unorte und
Resträume, die durch informelle Aneignungsprozesse flexibel
transformiert werden.
Die Ausstellung "Houston: Genetic City" der University of Houston,
Gerald D. Hines College of Architecture and Design zeigt Ideen zur
Zukunft der Stadt. Die Bezeichnung als "Genetic City" basiert hier auf
der in Houston vorhandenen Kultur der Ad-Hoc-Planung, die konträr zu
Top-Down-Planungsmodellen steht. In einem Ort mit wenig Regulierung
lassen sich Möglichkeiten für innovative Stadtentwicklung aushandeln.
Studierende entwickelten auf städtischen und regionalen Ebenen
Szenarien, die auf großflächige Phänomene reagieren. Diese sind in drei
Hauptthemen unterteilt:
Vacancies
Houstons Wirtschaft
ist geprägt vom Wandel von der Industrie- zur postindustriellen
Gesellschaft. Freiflächen im Zentrum der Stadt sind rar. Die sich darauf
beziehenden möglichen Entwicklungen des zentralen Geschäftsbezirks in
den nächsten dreißig Jahren werden im Szenario "Vacancies" anhand fünf
verschiedener Phasen untersucht. Die Herausforderung bestand darin, die
Potentiale der Innenstadtprojekte aus ökonomischer, kultureller,
sozialer und ökologischer Sicht in einem Ort zu demonstrieren, der in
hohem Ausmaß von den Anforderungen des Marktes getragen wird. Dieses
Szenario zeigt einen alternativen Weg, der Dichte, Mobilitätskonzepte,
infrastrukturelle Vielfalt und neue Modelle für das Wohnen in der
Innenstadt von Houston beinhaltet. "Vacancies" bezieht sich auf eine
dynamische, optimistische Zukunft, in die sich die Stadt aktuell
schneller entwickelt als prognostiziert.
Energy City
Der
Fokus beruht auf zwei Voraussetzungen: zum einen beeinflussen neue
Energiesysteme unsere Lebensformen, zum anderen greifen bauliche
Auswirkungen der Energiewende wesentlich in die Landschaft ein. Der
Einsatz fossiler Brennstoffe für Transport, Fertigung, Heizung oder
Kühlung hatte spezifische Auswirkungen auf die Entwicklung von Houston
und nahm wesentlichen Einfluss auf die Entstehung der weitläufigen
Infrastruktur. Der Großteil der vorhandenen Infrastruktur ist jedoch
monofunktionell und einseitig einsetzbar. Aktuell bilden sich
Energiesysteme zunehmend unter
Nachhaltigkeitsaspekten. Hier besteht
das Potential, infrastrukturelle Maßnahmen entlang hybrider und
vielschichtiger Entwicklungslinien weiterzudenken. Jüngere Entwürfe
zeigen, wie Infrastruktur durch gute Architektur gestalterischen
Mehrwert bringt und sich verträglich in die Landschaft integrieren
lässt.
The Unzoned City
Das Szenario untersucht die
einzigartigen Planungsbedingungen von Houston, um neue Stadtstrukturen
zu erzeugen. Houston ist die größte Stadt in den USA ohne
Flächennutzungsplanung. Mit planerisch weitgehend unregulierten Räumen
ist Houston ein undeutliches Netz städtischer Gemeindeordnung und durch
beschränkte Handlungsfähigkeit geprägt. Anhand von Karten und Diagrammen
lassen sich Beziehungen von Architektur zu Infrastruktur, Landnutzung,
den heißen und feuchten klimatischen Bedingungen sowie
hochwassergefährdeten Gebieten ablesen. Eine Auswahl an Schnittmodellen
zeigt beispielhaft, wie Architektur diese Elemente verbinden und
integrieren kann. Dabei decken die Arbeiten das auf, was die "Unzoned
City" verspricht: das Potential zur Entwicklung außergewöhnlicher Formen
von Stadt und Architektur durch den Mangel an Planungsinstrumenten.
Die
Ausstellung umfasst Karten, Diagramme, Zeichnungen, Modelle und
virtuelle Rundgänge, darunter Masterpläne, Gebäudeentwürfe und
Raumstrategien.
Für die Unterstützung danken wir:
