Der Dritte Raum

Eine Rauminstallation des Studiengangs Innenarchitektur
der Akademie der Bildenden Künste München

Ausstellung:
17. April – 4. Juni 2009

Eröffnung:
17. April 2009, 20h

Zur Eröffnung sprechen:
Kristin Feireiss und Maria Auböck.

 

Aedes Kooperationspartner

 

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Das Ausstellungsprojekt wird durchgeführt von Aedes East – Internationales Forum für Zeitgenössische Architektur e.V.

Die Ausstellung ist Teil des Programms zur feierlichen Eröffnung des Aedes Network Campus Berlin, der im April seine Arbeit aufnimmt.
„Der Dritte Raum“, eine Installation des Studienganges Innenarchitektur der Akademie der Bildenden Künste München, stellt ein Experiment dar. Sie wurde erarbeitet, um den transdisziplinä-ren Ansatz des Studiengangs 1:1 zu vermitteln. Das Gemeinschaftswerk der Lehrstühle Raumgestaltung, Produktdesign und Gestaltung im Freiraum greift soziologisch relevante Begriffe wie Selbstdarstellung, Gemeinschaft und Rückzugsraum auf und übersetzt sie in konkrete räumliche Situationen, die vom Besucher unmittelbar erlebt werden können. Gibt es eine Raumgestaltung ohne Form, ohne Stil und abseits des Zeitgeistes?
Was sind die wirklichen Qualitäten von gutem Design? Wie verhält sich ein Innenraum zum Freiraum? Die Installation richtet sich ausdrücklich nicht nur an ein Fachpublikum, sondern will Lust machen auf Gestaltung und die breite Bevölkerung für Design sensibilisieren. Der Besucher taucht ein in eine abstrakt-konkrete Licht-Landschaft, kann sich allein oder zu zweit in kokonartige Vogelnester setzen, unter eine Lichtdusche stellen oder in einem Zelt aus spinnennetzartigem Gewebe spielerisch dem archaischen Grundtypus von Hütte und Herd nachgehen. Ausgangsmaterial war der einfache Kabelbinder, dessen Verwendung komplett neu definiert wurde. In Teams wurden Geflechte, Muster und Verbindungen erforscht und das Ausstellungskonzept entwickelt. Verblüffend ist, welche sinnlichen Qualitäten, Leistungsfähigkeit und Flexibilität dieses einfache Konstruktions-material besitzt. Die 52 Studierenden des Studiengangs haben die begehbare, 200 qm große Rauminstallation nicht nur entworfen, sondern auch eigenhändig in rund 16 870 Stunden aus etwa 1 292 300 recyclebaren Kabelbindern geknüpft, geflochten und verzurrt.

Im Lehren und Lernen geht es um die sinnlichen Erfahrungen von Licht, Farbe, Material und Raum - um die Landschaften der Zukunft. Mit der Formfindung im Freiraum sollen die Studenten die Zwischenräume der Stadt und am Land als Wert erkennen lernen! Jede Übungsaufgabe bietet einen speziellen Aspekt der „Wirklichkeit“. In einer schnelllebigen Welt sind Höfe, Dachflächen, Plätze und Passagen Räume der Bewegung. Zu- und Umbauten sind wesentliche Planungs-aufgaben. Überlagerungen und Mehrfachnutzungen werden zu Chancen für das moderne Leben. Es ist notwendig, intelligente Antworten auf die brennenden Fragen der Zeit zu finden. Das heißt: Wir lernen die richtigen Fragen zu stellen und daraus die richtige Entscheidung für den Entwurf und die Strategie für seine Darstellung zu finden. Und daraus entsteht die Chance für die Studenten, im Studium eine Entwurfs- und Darstellungsmethodik für sich zu entdecken und zu entwickeln!

Der Studiengang Innenarchitektur an der Akademie der Bildenden Künste München ist in seiner Ausprägung einzigartig. Er bezeichnet ein transdisziplinäres Lern- und Aktionsfeld, das durch die drei Lehrstühle Raumgestaltung, Produktgestaltung und Gestalten im Freiraum definiert wird. Diese Überlagerung von Professionen spiegelt Wirklichkeiten der aktuellen Arbeitswelt wider. Ein ‘Studium Generale’ das handlungsfähig macht und Möglichkeiten freispielt. Dabei werden Methoden und Prozesse entwickelt, um erfahrbar zu machen, wie man beobachtet, differenziert und neue Verbindungen herstellt. Es wird aufgezeigt, wie Entscheidungen im Gestaltungsprozess herbeigeführt und bewertet werden. Das Studium fordert von den Studierenden, räumliche Verknüpfungen zu erkennen und komplexe Lösungen für zukünftige Aufgaben zu entwickeln. Dieses bedeutet, Beziehungen herstellen zu können zwischen Innen und Außen, zwischen öffentlich und privat, zwischen kleinmaßstäblichen und großmaßstäblichen Dimensionen. Mit Lust am Experiment und spielerischer aber konsequenter Bearbeitung einer Aufgabenstellung entstehen Projekte, in denen künstlerisch-ästhetische und technisch-funktionale Aspekte kompetent verbunden werden.

Beteiligte Studierende: matthew balon I peter bordihn I eva maria chmel I lisa dell´olio I mariela dettke I alexander deubl I sarah doetsch I léonie droste I yvonne eder I livia fischer I philipp ganter I sven hedrich I regina hoefter I edda huppert I nicole hurt I bianka janezíc I judith jooß I carolin kahler I bianca keck I cornelia kestel I franziska kober I ana köhler I katharina korinth I diana kostova I isabel kowitz I sophia kuhn I konstantin landuris I carolin lang I angela leidl I martin lersch I juan-carlos moya I corinna natter I martina olters I karin panzer I franziska paul I madeleine plass I katrin raesig I alexander rehn I ruth röschenthaler I annemarie schreibner I carolin schultheiss I katharina schuster I ina spöckmaier I kira strehlau I julia streit I martina süsse I marion thoiss I ana valenzuela I hong-key wang I viola weckbach I vera wiedermann I lina winkler

„Lieber Besucher, die Ausstellung ist begehbar, besitzbar und stachelig! Achtung Augen! Betreten und Besitzen auf eigene Gefahr“ schreibt rondo (14/03/2008). Obwohl der Handzettel vor möglichen Komplikationen warnt, macht er eigentlich noch viel neugieriger. Noch einmal kurz das nestartige Gebilde umkreisen, das da von der Decke baumelt und die starren Stacheln wie ein überdimen-sionaler Seeigel in alle Richtungen streckt. Schon sitzt man drin, schaukelt leise wie in einem Sitz aus Wattewolken vor sich hin, lugt wie ein Vogeljunges nach draußen und wundert sich über all die art-ähnlichen Gespinste im Raum, die so archaisch wie futuristisch gleichermaßen wirken. Als seien sie aus schneeweißem Seegras gestrickt oder kunstvoll von Webervögeln gesponnen, muten die organisch geformten, herabhängenden oder in alle möglichen Richtungen strebenden Gebilde an. Bei näherem Hinsehen entpuppt sich die DNA der poetischen Raumkonstruktionen als hundsge-wöhnliche, ineinander verwobene weiße Plastikriemen, die eindeutig der Spezies „gemeiner Kabelbinder aus dem Baumarkt“ zuzuordnen sind. So banal das Material, so ungewöhnlich der Umgang damit, so verblüffend die Wirkung...

Akademie der Bildenden Künste München, Akademiestrasse 2-4, 80799 München

Lehrstuhl für Raumgestaltung, Prof. Peter Sapp, Ass. Sandra Schuster, [email protected]

Lehrstuhl für Produktgestaltung, Prof. Carmen Greutmann-Bolzern, Prof. Urs Greutmann, Ass. Jörg Kürschner, [email protected]

Der Lehrstuhl für Gestalten im Freiraum, Prof. Maria Auböck, Ass. Christoph Brenner, [email protected], Installation „Der Dritte Raum“

 


Diese Ausstellung wurde ermöglicht mit der großzügigen Unterstützung von: