Jean-Paul Viguier & Associés wurde 1992 in Paris gegründet und gehört zu den international erfolgreichsten Architekturbüros aus Frankreich. Einem globalen Ansatz folgend entwirft und entwickelt das Büro Projekte, die sowohl Architektur und Stadtplanung als auch Landschaftsgestaltung und Innenarchitektur umfassen. Mit dieser Ausstellung präsentiert Jean-Paul Viguier sein Manifest „IntenCity“: Wie können Stadtplaner und Architekten in verantwortungsvoller Weise auf die wachsende Bevölkerung und die daraus resultierende Bevölkerungsdichte und Intensität in den Städten reagieren? Die spielerische Installation erläutert das „IntenCity“-Manifest in vier Themenfeldern: „Historisch-Urbane Intensität“, „Architektonische Intensität“, „Landschaftliche Intensität“ und „Demografische Intensität“. Die Themen werden durch vier ausgewählte Projekte des Büros illustriert: dem Espace Claude Monet in Rouen (2012), dem Einkaufs- und Freizeitzentrum Confluence in Lyon (2012), dem Stadtviertel MUSE in Metz (2018) und dem NEO-Europea Quartier in Brüssel (2025).
Viguier sieht die entscheidende Herausforderung für Architekten heute darin, mit der wachsenden Bevölkerung sowie der zunehmenden Bevölkerungsdichte und Intensität verantwortungsbewusst umzugehen, wenn nach der Prognose des Fachbereichs für Stadtplanung und Entwerfen der Harvard University für das Jahr 2050, rund 70 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben werden.
Die Ausstellungsinstallation beginnt mit der Erläuterung des Konzepts von „IntenCity“ und legt die wesentlichen Arbeitsmethoden und Prinzipien des Büros dar:
Das Manifest „IntenCity“ von Jean Paul Viguier
Etymologisch bezieht sich der Begriff „Intensität“ - in Abhängigkeit vom Kontext, in dem er verwendet wird - auf Maße und Mengen sowie Stärke und Kraft. Der Begriff der „Intensität“ wird hier als Maßstab auf die Architektur angewendet. Er bezieht sich hier im wesentlichen auf historische, geografische, urbane und nutzungsbezogene Eigenschaften. Viguier erklärt: „Das Konzept von „IntenCity“ kann auf verschiedene Maßstäbe angewendet werden, die von einem multifunktionalen Gebäude, über einen Stadtteil mit allen zentralen Funktionen einer Stadt, bis hin zu einem „Fragment“ der Stadt reichen können. Es umfasst die regenerativen Fähigkeiten eines gesamten Stadtgebietes nach denselben Prinzipien: Ökonomie einer Fläche, Multifunktionalität eines Projektes und die daraus resultierende städtische Dichte innerhalb eines gestalteten Landschaftsraumes, bei der schließlich alle Elemente des Projekts gleichzeitig realisiert werden“.

MUSE/Metz © links: Fabrice Fouillet rechts: Takuji Shimmura
Viguiers Manifest wird in der Ausstellung am Beispiel folgender Projekte des Büros veranschaulicht:
Espace Claude Monet in Rouen (2012)Das neue, multifunktionale
Gebäude befindet sich nahe der Kathedrale von Rouen, die zum
UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Das Raumprogramm umfasst Stadtwohnungen,
Geschäfte, eine Galerie, Büros und eine öffentlich zugängliche
Aussichtsterrasse. Überregionale Anerkennung erhielt das Projekt für die
kontextbezogene Gestaltung der Fassade, die überwiegend aus
einheimischem Naturstein besteht. Die massiven Wände dieses
Hauptbaukörpers werden durch ein zweigeschossiges Volumen aus schwarzem
Zink gekrönt, deren Terrasse dem Publikum einen Blick auf die Kathedrale
und die Stadt ermöglicht.
Einkaufs- und Freizeitzentrum Confluence in Lyon (2012)
Das
Projekt liegt auf dem ehemaliges Gelände eines Industriegebiets im
Lyoner Stadtteil Confluence, wo die Saône in die Rhone fließt. Ein neu
geschaffenes, gigantisches Dach überspannt das multifunktionale Projekt,
das ein Parkhaus, Geschäfte, ein Kino, Restaurants und ein Hotel
beinhaltet. Die wichtigste Zugverbindung führt hier direkt durch das
Gebäude und verwandelt es dadurch in ein urbanes Markenzeichen, indem
die Bewegung der Züge in die Stadtlandschaft integriert wird. Das neue
zeichenhafte Gebäude und der neue Verkehrsknotenpunkt wirken als
Generator, der diesem Teil der Stadt Lyon eine eigene, charakteristische
Identität verleiht.
MUSE – Amphitheatre District in Metz (2018)
MUSE
ist das pulsierende Herz des neuen Stadtviertels rund um das Centre
Pompidou in Metz. Das Projekt bietet eine Vielfalt an unterschiedlichen
Nutzungen für Wohnen, Gewerbe, Läden, Freizeit und Kunst. Der Entwurf
besteht aus einer Gruppe von städtischen Wohnblocks mit verschiedenen
Funktionen; auf der Straße wechseln sich Gewerbefassaden mit Eingängen
zu Mehrfamilienhäusern ab. Über den Geschäften befindet sich ein
sorgfältig angelegter Garten, der vom Erdgeschoss aus sichtbar ist und
von den Mietern als private Terrasse genutzt wird. Durch die Nähe zum
Centre Pompidou profitiert MUSE von der existierenden Kunst- und
Kulturszene, repräsentiert zum Beispiel durch das monumentale Werk des
Künstlers Julio Le Parc, das über der Eingangsrotunde hängt.
NEO-Europea Stadtviertel in Brüssel (2025)
Das
NEO-Europea ist eine städtebauliche Neuinpretation: ein
landschaftlich-grüner Bezirk, der gleichzeitig einen Ort zum Leben und
ein touristisches Ausflugsziel, mit Wohnen, Shopping, Bildung, Kunst und
Sport, rund um das legendäre Brüsseler Atomium, bietet. Die moderate
Gebäudehöhe wird am Rande durch einen 80 Meter hoher Wohnturm überragt,
der den Blick auf die Umgebung und die Sportplätze freigibt. Die
Baumaterialien wurden so aufeinander abgestimmt, dass sie sich
harmonisch in die Umgebung einfügen. Die Gestaltung der Außenräume wurde
durch die Landschaftsarchitektin Kathryn Gustafson (Gustafson
Porter+Bowman's, London) konzipiert. Sie sind geprägt durch eine Folge
von großen öffentlichen Freiflächen und einer Reihe von Wasserspielen
mit integrierten Ruhezonen, Promenaden und Spielflächen für Kinder.

Neo-Europea/Brussels ©Jean-Paul Viguier et Associes/Golem Images
Über das Büro
Jean-Paul
Viguier et Associés ist ein international renommiertes Büro für
Architektur und Stadtplanung und wurde 1992 in Paris gegründet. Zur
Philosophie des Büros gehört die Förderung von
Generationen-übergreifenden Strukturen und beschäftigt derzeit 160
Mitarbeiter aus 17 Ländern unter der Leitung von Jean-Paul Viguier und
seinen zwölf Partnern.
Zu den vielbeachteten Arbeiten des Büros
gehören: der französische Pavillon auf der Weltausstellung in Sevilla
(1992); der Hauptsitz von France Télévisions (1998) und der Parc
André-Citroën (2000) in Paris; die Zwillingstürme von Coeur-Défense
(2001); die Sofitel Magnificent Mile in Chicago (2002); das McNay Museum
of Modern Art in San Antonio; TX (2008) - das erste amerikanische
Museum für moderne Kunst, das von einem französischen Architekten gebaut
wurde; der Maroc Telecom Tower in Rabat (2012); der SFR Campus in
Saint-Denis (2013); der Majunga Tower in La Défense (2014); der Oncopole
und das Institut Universitaire du Cancer in Toulouse (2014) und vieles
mehr.
Zu den aktuellen Arbeiten zählen: Jo&Joe (2019), die
erste offene Holzbaukonstruktion in Frankreich; Hypérion, einer der
größten Wohntürme (57 Meter) aus Holz in Bordeaux (2020); das
Stadtviertel Neo-Europea in Brüssel (2025) - das neugestaltete Gelände
der Weltausstellung 1958 um das Atomium; der Hauptsitz von Vinci in
Nanterre (2021) und der Hauptsitz von Orange in Issy-les-Moulineaux
(2020); die Zentrale für Vermögensverwaltung der Banque de France in La
Courneuve (2018); ein Büroturm in Casablanca (2022) und das IoT Valley
in Toulouse (2020).
Viele der Werke von Jean-Paul Viguier et
Associés sind eng mit dem vorhandenen Kontext verbunden und
repräsentieren einen Teil seiner Reflexion über den Zusammenhang
zwischen kulturellem Erbe und zeitgenössischer Architektur, so zum
Beispiel: das Archäologische Museum Pont du Gard (2000); das
Naturkundemuseum in Toulouse (2008); die kanadische Botschaft und das
Kulturzentrum in Paris (2018) sowie die Neugestaltung des Modehauses
Chanel in Paris (2019).
Auszeichnungen
Jean-Paul
Viguier wurde mit dem „Grand Prize Cities Monitor“ für den Parc
André-Citroën ausgezeichnet, erhielt den „Prix de l’équerre d’Argent of
Architecture” für sein Hotelgebäude in der Rue d’Aubervilliers im 19.
Bezirk in Paris. Er erhielt den „Architectural Record- Business Week
Award“ in New York für den Hauptsitz von Astra Pharmaceutical in
Rueil-Malmaison. Das Sofitel Chicago Water Tower Projekt erhielt 2003
"the best building since ten years award" („Award für das beste Gebäude
des Jahrzehnts“) vom AIA Chicago, wurde vom American Institute of
Architects auf die Liste der "150 favorite buildings of America" („150
Lieblingsgebäude Amerikas“) gewählt und gewann den MIPIM Award 2005. Das
archäologische Museum am Pont du Gard wurde zur „Grand Site de France“
ernannt. Viguier wurde 1993 in die Academy of Architecture gewählt und
hielt den Vorsitz von 1999 bis 2002 inne. Er ist Gründungsmitglied von
AFEX (Französisches Netzwerk für Architekturexport). Er wurde vom AIA
(American Institute of Architects) 2001 zum Ehrenmitglied ernannt und
war Honorarprofessor an der Tongji University in Shanghai, China.
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