Mit einem Fokus auf die soziale Realität und unter Berücksichtigung des lokalen Kontexts und Handwerks überträgt das Werk Liu Jiakuns in einzigartiger Weise traditionelle chinesische Haltung in eine zeitgemäße Architektursprache und repräsentiert eine sensible Verwebung von individuellen und kollektiven Erinnerungen. Viele seiner Arbeiten thematisieren die wechselseitigen Beziehungen zwischen dem öffentlichen Leben der chinesischen Bürger und den urbanen Kulturräumen. Aedes zeigt hauptsächlich Projekte in Chengdu, unter anderem den West Village Yard. An ihnen lassen sich einerseits die urbane Entwicklung und der genius loci der Stadt, andererseits Chengdus humanistischer Standpunkt bei der Verwirklichung eines neuen Modells für Urbanisierung ablesen. Damit möchte die Ausstellung ein neues Kapitel im Dialog über Stadtentwicklung zwischen Deutschland und China eröffnen.
Mit 19 Quadratmetern ist das Hu Huishan Memorial House das kleinste Museum in China. Hu Huishan starb im Alter von 15 Jahren durch das Wenchuan Erdbeben am 12. Mai 2008. Die Studentin interessierte sich sehr für Literatur und wollte Schriftstellerin werden. Größe, Fläche, Volumen und Form des Denkmals nehmen Bezug auf die Rettungszelte, die nach der Katastrophe eingesetzt wurden. Die Außenwände sind grau bemalt und ähneln den örtlichen Wohnhäusern. Der Innenraum ist in rosa gehalten – die Lieblingsfarbe des Mädchens. An den Wänden hängen übrig gebliebene Gegenstände aus ihrem Leben.
Im Gegensatz zu Chinas weit verbreiteter Praxis der Konstruktion
enormer Denkmäler, die für Heldentum und Patriotismus stehen, widmete
der Architekt Liu Jiakun sein kleines Denkmal einer einzigen Person.
Seine Botschaft ist klar und kraftvoll: "Die Achtung des Wertes des
gewöhnlichen Lebens wird die Grundlage für die Wiederbelebung unserer
Nation sein".
Liu Jiakuns Vision bleibt offen für die
vielfältigen Traditionen Chinas: die alten, modernen und offiziellen,
die Volkssprache und das Fundament. Für jedes konkrete Projekt zielt die
Gestaltung auf zeitgenössische architektonische Fragen ab mit einem
Sinn für Realismus – ein Ansatz, der von der Volksklugheit inspiriert
ist. Mit einem Vertrauen in die Kompatibilität von Traditionen und
Realitäten hat sich das Büro Jiakun Architects dazu verpflichtet, das
orientalische kulturelle Wesen in eine zeitgenössische
Architektursprache umzusetzen. Die Suche nach geeigneten technischen
Ansätzen in der Architektur ist eine logische Fortsetzung der
professionellen Arbeit, die die Bedürfnisse der Menschen bedient.
Jiakun
Architects wurde 1999 von Liu Jiakun in Chengdu gegründet. Neben
architektonischen Projekten ist das multidisziplinäre Büro spezialisiert
auf großflächige Planung, Städtebau, Landschafts- und Innenarchitektur,
Produktgestaltung und Installation. Das Büro erhielt mehrere
inländische und internationale Auszeichnungen, nahm an mehreren
internationalen Kooperationen und Ausstellungen teil.
Aedes zeigt in der Ausstellung „Jetzt und Hier – Chengdu“ folgende Projekte:
Luyeyuan Buddhist Sculpture Museum I Fertigstellung 2002
Das
Museum beinhaltet eine private Sammlung von buddhistischen
Steinskulpturen. Ähnlich traditionellen chinesischen Gärten, ermöglicht
es den Besuchern das abwechselnde Erleben von Natur und Architektur. Die
Bauweise des Museums weist enge Verbindungen zur lokalen Handwerkskunst
auf. An der Außenfassade ermöglichen Lücken zwischen den Blöcken
natürliche Lichteinfälle in die Innenräume sowie Raum für Skulpturen,
die mit der Landschaft korrespondieren. Indem sich die gesamte Anlage in
die Umgebung einfügt, bildet der Ort eine unverwechselbare Atmosphäre.
Jianchuan Museum Cluster - Museum of Red Era I Fertigstellung 2007
Das
Museum erstreckt sich im inneren Teil des Gebäudekomplexes, welcher im
äußeren Bereich kommerzielle Aktivitäten bietet. Als Publikumsmagnet
zieht es die Besuchenden an, während die Geschäfte mit ihren
kommerziellen Gewinnen das Museum fördern. Als Ort der Ruhe steht das
Museum im Gegensatz zum betriebsamen Geschäftsbereich. Sowohl der
Zusammenhang als auch der Konflikt zwischen Wirtschaft und Kultur ist
sichtbar. Beide Bereiche unterstützen sich gegenseitig und nehmen Bezug
auf die enge Beziehung zwischen Straße und Tempel, die signifikant für
die asiatische Tradition ist.
Shuijingfang Museum I Fertigstellung 2013
Die
Typologie des Museums integriert sich in den Kontext der Nachbarschaft,
indem es sich in Form und Dichte auf die umliegenden Gebäude bezieht.
Umschlossen von der neu gebauten Architektur, wird der zentrale
Weinkeller bewahrt und gewürdigt. Mit wiederhergestellten Ziegeln und
antiseptischem konsolidiertem Bambus bestehen die Wände aus
umweltfreundlichen Materialien. Das Projekt verbindet so zeitgenössische
Architektur mit traditionellem Formgefühl.
Tianfu Software Park Cultural Center I Fertigstellung 2010
Als
horizontales Gebäude breitet das Museum eine große Menge an Bauvolumen
auf dem Boden aus. Zum Einen kann das Schrägdach als begehbarer Raum
genutzt werden, zum Anderen bildet das V-förmige Dach einen schiefen
Platz zum Verweilen. Das Museum schafft einen gemeinsamen öffentlichen
Landschaftsraum mit Blick auf die Stadt in einer hochverdichteten
städtischen Umgebung.
Hu Huishan Memorial I Fertigstellung 2009
Hu
Huishan, eine Studentin der Dujiangyan High School, starb durch das
Wenchuan Erdbeben am 12. Mai 2008 im Alter von 15 Jahren. Die Form des
Gebäudes erinnert an die Rettungszelte, die nach der Katastrophe
eingesetzt wurden. Auf der Außenseite sind die Wände grau verputzt. Im
Inneren sind sie rosa bemalt und verziert mit den Gegenständen aus dem
Leben von Hu Huishan. Das Museum setzt auch ein Denkmal für alle
weiteren Opfer des Erdbebens.
West Village · Basis Yard I Fertigstellung 2015
Als
multifunktionaler Komplex vereint das West Village verschiedene
kulturelle Aktivitäten und kommerzielle Industrien. Dort wird eine
Gemeinschaft von kollektiven Erinnerungen gebildet und gleichzeitig
konventionelle Lebensstile reproduziert. Ein Weg, der den Hof
umschlingt, verbindet jede Etage von der U-Bahn bis zum Dach und bietet
eine ungewöhnliche Raumerfahrung. Der öffentliche Raum entwickelt sich
zum Anziehungspunkt und vitalisiert so auch das öffentliche Leben der
Nachbarschaft.
People Mountain People Sea - A Celebration of Everyday Life I Installation
| 15th International Architecture Exhibition of La Biennale di Venezia |
Reporting from the Front | Central Pavilion | 2016
Die gesamte
Stahlinstallation bezieht sich auf das markanteste Merkmal des West
Village · Basin Yard in Chengdu - die Rundlauframpe und den öffentlichen
Raum. Kleine menschliche Figuren sind Teil der Installation und
schaffen eine lebendige Atmosphäre. Innerhalb der Stahlinstallation gibt
es eine interaktive Installation, die auf der konstruktiven Gestaltung
des Hofes basiert. Durch das Rollen von Stahlkugeln können die
Bewegungsströme der Anlage persönlich erlebt werden.
Die
Ausstellung wird gezeigt im Rahmen von 45 Jahre Deutsch-Chinesische
Freundschaft – Kulturprogramm 2017. Sie wird durch die Unterstützung vom
Chengdu Municipal Foreign und Overseas Chinese Affairs Office
ermöglicht.
Sponsoren
Katalog
Aedes Katalog erhältlich.
Englisch, € 10,-
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